Donnerstag, 23. Januar 2020
ZENTRUM BEEINDRUCKT DEN MINISTER
Wird das Breitscheider Modell Vorbild für andere Kommunen im ländlichen Raum?
BREITSCHEID . Zum 55. Geburtstag von Breitscheids Bürgermeister Roland Lay (parteilos) kam sogar Hessens grüner Sozialminister auf den Westerwald und gratulierte. Und der Rathaus-Chef, dem Schüler der Fritz-Philippi-Schule noch schnell ein Ständchen brachten, durfte sich auch ein wenig zu dem Projekt gratulieren lassen. Es hat gute Aussichten, zu einem Erfolgsmodell für andere Kommunen im ländlichen Raum zu werden.
Das neue Gesundheitszentrum, das am 28. August eröffnet werden soll, war es, das den Minister aus der Landeshauptstadt auf den hohen Westerwald geführt hatte. In seinem Schlepptau waren auch zahlreiche Journalisten nach Breitscheid gekommen, um sich das Konzept des Projekts erklären zu lassen.
Schon jetzt gebe es Anfragen von vielen anderen ländlichen Gemeinden, wusste der Bürgermeister zu berichten. Wenn jetzt noch mehr darüber berichtet werde, stehe das Telefon wohl gar nicht mehr still, mutmaßte Lay. Die sich gut verstehenden Ärzte, das gegenseitige Wertschätzen aller Beteiligter und die vertrauensvolle Zusammenarbeit benannte er die Erfolgsgaranten für das Gesundheitszentrum. Und dem Minister kündigte er auch gleich an, dass es beim Gesundheitszentrum nicht bleiben werde. Die Gemeinde habe bereits das Thema Mobilität in Arbeit und werde sich auch dem altersgerechten Wohnen als Aufgabe widmen.
Dass ein gutes Mobilitätskonzept auch für das Gesundheitszentrum von Bedeutung werden könnte, war für Landrat Wolfgang Schuster (SPD) leicht nachzuvollziehen. „Vielleicht wird auch mein Hausarzt einmal hier arbeiten“, sagte der Driedorfer. Zwei der drei Hausarztpraxen in seiner Gemeinde hätten bereits geschlossen und der verbliebene Landarzt sei auch schon 63.
Investor Torsten Germann betonte noch einmal die gute und enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Vor zwei Jahren sei ihm das Problem des Landarztmangels noch völlig fremd gewesen. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister habe ihn aber schnell überzeugt. Germann machte zudem deutlich, dass im neuen Zentrum nicht nur die medizinische, therapeutische und pflegende Betreuung gebündelt werden, sondern auch etwa 40 neue Arbeitsplätze entstehen.
Und das Breitscheider Gesundheitszentrum wartet mit Aspekten auf, die Zugkraft entfalten. Wie das Wartezimmer mit Südbalkon für die Gemeinschaftspraxis. Oder die Wohnräume für das Pflegepersonal. „Das Haus ist voll“, konnte Torsten Germann auf Nachfrage einer Journalistin verkünden – das Interesse von anderen Gewerbetreibenden, sich rund um das Gesundheitszentrum anzusiedeln, sei ebenfalls groß. Es gebe eine Reihe von Anfragen, berichtete der Bürgermeister.
„Es muss sich auch bezahlt machen“, war am Mittwochmorgen gleich von mehreren Mietern zu hören. Und die zeigten sich zugleich sehr davon angetan, dass sie bei den Planungen sehr früh mit ins Boot geholt worden waren.
Der Sozialminister jedenfalls war beeindruckt von dem, was in Breitscheid auf die Beine gestellt worden ist und betonte die Vorbildfunktion des Projekts: „Man kann sehr gut voneinander lernen.“ Er lobte auch das Engagement der beteiligten Ärzte, die über ihre eigene Praxiszeit hinaus eine Perspektive entwickelt hätten.
Breitscheid sei ein gelungenes Beispiel für zwei gegenläufige Tendenzen. Zum einen werde die Zentralisierung bei den Gesundheitsleistungen weiter zunehmen, zugleich aber müsse dezentral und ortsnah die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden.
Quelle: Dill-Zeitung